„That’s what we do for fun“

„That’s what we do for fun“, haben wir in den letzten Tagen oft zu hören bekommen. Und ja, Spaß hatten wir viel!

Die letzten 12 Tage haben wir bei Emily und Faro verbracht, einem jungen Paar mit einem großen Stück Land. Über HelpX, einer Plattform auf der sich Reisende mit Einheimischen vernetzen und Arbeit gegen Unterkunft und Essen austauschen, haben wir die beiden kennengelernt.

Auf dem Stück Land, das ungefähr 65 Hektar groß ist, haben sich die beiden ein Haus gebaut und weil Wohnen in der Gegend ansonsten sehr teuer ist, lassen sie auch ihre Freunde auf dem Grundstück in Hütten oder Trailern wohnen.

Die beiden Wohnen im Columbia Valley am Fuß der Rockie Mountains mit den Purcell Mountains auf der anderen Seite des Valleys, also inmitten atemberaubender Landschaft.

Auf dem Grundstück finden jährlich drei Festivals statt, davon ein selbst organisiertes und seit einiger Zeit laufen die Arbeiten für einen Campingplatz der in diesem Jahr öffnen soll.

Die Tage sahen an sich alle recht ähnlich aus: Erstmal ausschlafen, gemütlich Kaffee trinken und frühstücken und ab elf oder zwölf dann für ein paar Stunden arbeiten. Abends dann mit Freunden, Nachbarn und Familie etwas unternehmen.

Die ersten Tage haben wir daran gearbeitet das Grundstück, das für den Campingplatz bestimmt war, von Ästen zu befreien. Am Anfang ging das auch noch gut, dann wurde es aber immer heißer und heißer und da es in der Gegend nur sehr sehr sehr selten regnet wurde es auch immer trockener – und staubiger! Der Boden auf dem Grundstück besteht größten Teils aus trockenem Lehmboden, der sich vor allem da wo die Fahrzeuge immer lang fahren aufgelockert hat. Man hat also mit jedem Schritt und jeder Bewegung zum Teil Meterhoch Staub aufgewirbelt, der sich natürlich überall am Körper festgesetzt hat.

Nach ein paar Tagen hatten wir das Stöckeraufsammeln satt, das durch die Hitze und den Staub auch immer anstrengender wurde und da Emily auch keine Lust mehr auf Stöcke hatte, haben wir dann angefangen an der Bühne fürs Festival zu arbeiten. Einige Teile sollten abgenommen werden und andere Teile neu oder anders gebaut werden.

Die Bühne steht auf einem relativ freien Platz mit einer unglaublichen Aussicht und so
hat die Arbeit, auch wenn es ohne Schatten vor allem Mittags sehr heiß wurde, echt Spaß gemacht. Abgesehen von einem kleinen/großen Unfall als Markus mit dem Bein in zwei 10cm lange Nägel gefallen ist…

Neben der Arbeit haben wir aber auch jede Menge andere Dinge gemacht. Dadurch, dass auf dem Grundstück noch viele andere Freunde gewohnt haben und ab Montag noch zwei andere deutsche Mädchen zu uns gestoßen sind ist waren wir immer in einer großen Gruppe unterwegs.

Wir waren in den Fairmont Hot Springs, wo wir aus dem warmen Wasser heraus die Sonne hinter schneebedeckten Bergen untergehen sehen konnten. Wir waren auf einer mehrstündigen Kajaktour auf dem Columbia River, einem der größten Flüsse Nordamerikas, von wo aus wir einen Weißkopfseeadler mit einem Orsprey um einen Fisch kämpfen sehen konnten. Wir waren in den Lussier Hot Springs, einer natürlichen heißen Quelle, die auch dementsprechend gerochen hat, wo uns Dickhornschafe auf dem Hinweg die Straße versperrt haben. Wir haben mitten in der Nacht ein großes Lagerfeuer am sogenannten „Point“ gemacht, abseits von jeglichen Häusern, von wo aus wir den Sternenübersäten Himmel bewundern und die in Nordamerika so beliebten S’mores (überm Feuer geschmolzene Marshmallows mit einem Stück Schokoladen zwischen zwei Keksen) probieren konnten. Wir waren in den Fairmont Hoodoos wandern, von wo aus wir einen beeindruckenden Ausblick auf das Columbia Valley hatten.

Wir haben einen 18 Tonnen Trailer mit drei Pick-ups, einem Bagger und einem Gabelstapler bewegt, wofür wir zwar mehrere Stunden gebraucht haben, was aber auch ein Erlebnis für sich war!

Und nicht nur haben wir viel unternommen, auch hatten wir eine unerwartete Begegnung. Die zweite Hälfte unserer Zeit in Fairmont haben wir in unserem ausgebauten Van geschlafen, weswegen wir dort auch unsere ganzen Sachen hatten. Also bin ich gegen Abend kurz raus gegangen, um mir einen Pullover über zuziehen und als ich mich zur Veranda umgedreht habe um zurück ins Haus zu gehen, war dort plötzlich ein ausgewachsener Schwarzbär, die Verandatreppe hochlaufend, wenige Meter von mir entfernt. Vor Schreck bin ich also ins Auto gesprungen und habe von innen abgeschlossen. Vor Überraschung außer Stande daran zu denken die Hupe zu benutzen wusste ich nicht wie ich den anderen im Haus signalisieren sollte, dass dort ein Bär auf der Veranda ist, als dieser auch schon die Haustür erreicht hatte und seine Nase daran rieb. Durch das dabei entstandene Geräusch haben auch die anderen im Haus den Bären endlich bemerkt und konnten ihn glücklicherweise recht schnell vertreiben. Etwas kribbelig sind wir alle wieder ins Haus, um den restlichen Abend zu entspannen. Keine 15 Minuten später geht Markus zum Fenster um sich den Sonnenuntergang anzugucken, steht der Bär wieder vor der Veranda. Mit ganz viel Lärm und Krach haben wir ihn vertreiben können. Im Anschluss ist Emily mit Bärenspray und einem Presslufthorn übers Grundstück gelaufen um sicher zu stellen dass der Bär auch wirklich weg ist. Findet ein Bär nämlich irgendwo etwas zu essen, kommt er auch gerne mal wieder… Auf jeden Fall waren wir in dieser Nacht froh, dass auch wir Bärenspray im Auto hatten.

Fairmont Hot Springs
Columbia River
Big Horn Sheeps
Lussier Hot Springs
Columbia Lake
Hoodoos Fairmont
„The Point“
„The Beast“ unser Hauptfortbewegungsmittel auf dem Gelände
Faro

Was wir mitgenommen haben?

Staub, Kratzer, Wunden, Blaue Flecken, ein klein bisschen Sonnenbrand, Erfahrungen, Freunde, ganz viel Spaß aber vor allem Erinnerungen, die wir nicht vergessen werden!

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